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NHL Observer

Gustav Nyquist, Seth Jones, Mikko Rantanen, Martin Necas – sie alle haben bereits ihren Club gewechselt (oder wechseln müssen) und so bekam man bereits einen Vorgeschmack, worauf man sich in dieser Trade-Deadline-Woche vorbereiten kann. Einige weitere Stars werden wohl die NHL-Location wechseln. Wir blicken hier aber auf jene, die als Rollenspieler jedem Team einen enormen Mehrwert bescheren und als Missing Link beziehungsweise Puzzlestück vor und während den Playoffs entscheidend zum Erfolg ihrer neuen Mannschaft beitragen könnten.

Alles redet vor der Trade Deadlinie am 7. März 2025 von den grossen Namen, die für ein Tauschgeschäft in Frage kommen. Aber es gibt auch wahrhaftige „Bargains“. Dazu zählen jene Komplementärspieler, die ein Team situativ besser machen und die man in eine Mannschaft integrieren kann, ohne dafür bezüglich Gegenleistungen die Hosen runterlassen zu müssen. Bei manchen werden diese aber dennoch fällig und zudem das Budget belasten. Denn mittlerweile – und auch das ist ein Trend – sind die GM's immer besser geworden, wenn es darum geht, den Marktwert ihrer begehrten Rollenspieler zu steigern. 

Der Marktwert für die Rollenspieler ist so hoch wie noch nie

Die Jagd nach den begehrtesten Rollenspielern ist seit Wochen eröffnet und genauso spannend wie jene nach den Superstars und den Blockbuster-Deals. Zum einen haben sie eine Persönlichkeit (auch als Führungsspieler), eine starke Arbeitsethik und passen in die Systeme der neuen Mannschaft. Oft sind es zudem auch gute Defensivcenter oder -stürmer mit einem gewissen Scoring Touch und somit wichtig für das Secondary Scoring, beziehungsweise Verteidiger, die für die Special Teams hilfreich sind und in den wichtigsten Spielphasen ihren Mann stehen. 

Ein sehr interessantes Beispiel in diesem Jahr ist folgende Konstellation: Montréal Canadiens' Jake Evans ist aktuell der wohl effizienteste Defensivcenter der Liga. Und in Unterzahl gilt er als der taktisch beste Stürmer. Jake Evans' Vertrag läuft Ende Saison aus. Sein Jahressalär beläuft sich seit 2022 auf 1,7 Millionen Dollar und nun winkt ihm nach einer absoluten Top-Saison endlich das grosse Los. Sein Marktwert ist exponentiell gestiegen. Mit Montreal ist noch keine Einigung in Sicht bezüglich Vertragsverlängerung. Evans ist im Fokus vieler Stanley-Cup-Aspiranten – so wie auch sein kongenialer Partner Joel Armia (Jahressalär 3,4 Mio.). Beide im Duett sind ein Traumduo sowohl in Unterzahlsituationen wie auch als Drittlinien-Spieler. Genau so etwas suchen viele Clubs. Für Montreal-GM Mike Hughes eine Knacknuss, denn er braucht im Rennen um die letzten Playoff-Plätze diese beiden Spieler. Aber: die Vertragsverhandlungen werden aufgrund der Forderungen des Spielers schwierig. Nun steht die Frage im Raum: Das Risiko eingehen und diese Spieler im Sommer für Nichts verlieren oder jetzt noch das Beste heraus holen mit einem guten Deal zur Trade Deadline. 

Das Puzzlestück in jeder erfolgreichen Mannschaft

Auch in der jüngeren Vergangenheit zeigte sich immer wieder, wie wichtig diese zur Trade Deadline akquirierten neuen Rollenspieler jeweils waren. 2022 wurde Artturi Lehkonen von Montreal zur Colorado Avalanche getradet und war ein wichtiges Puzzlestück zum Stanley-Cup-Erfolg. 2023 wechselte zur Trade Deadline Ivan Berbashev von St. Louis nach Las Vegas und wurde zu einem wichtigen Rollenspieler beim ersten Stanley-Cup-Erfolg der Knights. Dieses Jahr heissen die begehrten Rollenspieler neben Jake Evans und Joel Armia unter anderem Scott Laughton, Trent Frederic, Dylan Cozens, Jordan Greenway, K'Andre Miller, Radko Gudas, Carson Soucy, David Savard, Christian Dvorak, Josh Anderson und ein gewisser Ryan O'Reilly, der auch schon 2019 als Top-Rollenspieler und Captain die St. Louis Blues zum Erfolg führte. 

Wichtige Entscheidungen stehen den GM's bevor

In den Wochen und Tagen vor der letzten Trading Deadline können die General Manager noch einmal zeigen, was sie auf dem Kasten haben und wie gut ihr Netzwerk und ihre Einschätzung der Lage ist. Die Gratwanderung zwischen kurzfristigen Mutationen für den unmittelbaren Impact oder einer langfristigen Planung ist besonders für jene Sportdirektoren heikel, welche sich mit ihrem Club mitten im sogenannten Mix der Playoff-Anwärter befinden und dazu noch bei wichtigen Spielern auslaufende Verträge noch nicht neu ausverhandelt wurden. Die Sportdirektoren werden nach der Saison mitunter auch an ihren Entscheidungen gemessen, die genau jetzt getroffen werden. Fünf Kardinalsfehler gilt es dabei zu verhindern. Einige Wochen später wird man schlauer sein und die Transaktionen in der Nachbetrachtung einstufen können. 

Die fünf Kardinalsfehler vermeiden

Und was sind nun also die fünf Trade-Deadline-Kardinalsfehler, welche die GM tunlichst vermeiden sollen? 

Fehler Nummer Eins ist das „Buying into the hype“, also der Zugriff auf einen Wunschkandidaten, dessen Preis oder Ablöse extrem hoch geworden ist. Um diesen Fehler zu vermeiden, geht der Trend auf frühzeitiges, antizipierendes Handeln.

Fehler Nummer Zwei: Das Unterschätzen der Team-Chemie! Jeder Wechsel kann in den betroffenen Mannschaften eine atmosphärische Veränderung innerhalb der Teams verursachen, die eine Wirkung auf die Gesamtleistung haben könnte. 

Fehler Nummer Drei ist die Nichtbeachtung der Einflüsse der Wechsel auf die Rechte an Nicht-NHL-Spielern. Sehr schnell kann ein Conditional Draft Pick sich mittelfristig zu einem echten Glücksgriff entpuppen. 

Der vierte grosse Fehler wird immer seltener gemacht: Last-Minute-Aktionen sieht man nur noch selten, weil die Eingewöhnungszeit der neuen Spieler ins neue System eingeplant wird und die GM jeden Schritt rechtfertigen müssen. 

Und schliesslich Fehler Nummer Fünf: Problemspieler bleiben Problemspieler. Also: Finger weg!

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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