David Savard hatte es noch vor den Playoffs angekündigt: Nach dieser Saison ist Schluss nach über 870 NHL-Spielen und 62 Playoff-Partien sowie einem Stanley-Cup-Erfolg mit Tampa Bay (2010). Nach Spiel 5 gegen die Washington Capitals flossen bei einem der Publikumslieblinge der „Habs“-Community die Tränen. „Um Weihnachten dachte ich daran, eine weitere Saison durchzustehen, aber nun musste ich auf den Körper hören und eingestehen, dass es nicht mehr geht. Also wollte ich meine letzte Saison einfach geniessen und so viel geben, wie ich kann.“
Savard bleibt in Erinnerung als Vollprofi in allen Belangen – auch im Umgang mit den Medien und Fans sowie als Mentor für die jungen Canadiens-Verteidiger. Besonders in Boxplay-Situationen war er wertvoll und als Mitspieler für junge, mobile Verteidiger. Für Savard gab es von allen Seiten nur lobende Worte, da nicht nur sein Impact auf dem Eis wertvoll war, sondern weil er auch als Persönlichkeit überzeugte. Und: Savards Abgang markiert irgendwie zudem das Ende einer Ära.
Es übernehmen nunmehr Lane Hutson, Kaiden Guhle & Co.. Sie, welche 2025 erstmals NHL-Playoff-Luft schnuppern durften, werden mehr und mehr auch bezüglich Teamchemie Verantwortung übernehmen. Noch stehen zur Unterstützung Mike Matheson und Alexandre Carrier als Mentore im Mannschaftsteil Verteidigung zur Verfügung.
Radikal und konsequent: Wachablösungen in Chicago und San José
Zur Wachablösung in der Offensive der „Habs“ haben wir schon ausführlich an dieser Stelle berichtet. Natürlich finden auch woanders ziemlich radikale Umbrüche und Kader-Verjüngungskuren statt. Ein gutes Beispiel sind die Chicago Blackhawks mit ihrem schon seit einigen Jahren laufenden und tiefgreifenden Rebuilding. Connor Bedard war da nur ein Zahnrad im System, wenn auch ein sehr wichtiges. Mit dem Abgang von Veteranen wie Seth Jones und der Integration junger Talente wird auch Platz geschaffen für die junge Generation an sehr talentierten Verteidigern: Artyom Levshunov und Sam Rinzel sind hier gute Beispiele. Levshunov war 2024 der zweite Draftpick overall. Rinzel, ein 1,93m grosser Verteidiger, wurde 2022 in der ersten Runde gedraftet und bringt sowohl körperliche Präsenz als auch Spielübersicht mit. Im Sturm ergänzen Spieler wie Frank Nazar, Oliver Moore und Lukas Reichel den jungen Kern.
Bei den San Jose Sharks ist der Begriff Wachablösung fast schon untertrieben – hier handelt es sich um einen kompletten Neustart mit 2024/25 als die Stunde null. Im Fokus steht nun der Aufbau einer völlig neuen Mannschaftsidentität. Hoffnungsträger sind dabei ganz klar Macklin Celebrini und Will Smith. Celebrini hat in seiner ersten NHL-Saison 2024/25 mit 63 Punkten in 70 Spielen überzeugt. Will Smith kam 2024 aus dem College und konnte sich 2025 direkt ins NHL-Team spielen. Als kreativer Center mit exzellenter Übersicht gilt er als das zweite Herzstück der neuen Offensivgeneration. In der Defensive ruhen die Hoffnungen auf Spielern wie Shakir Mukhamadullin oder Henry Thrun, die 2024/25 viel Eiszeit erhielten. Der Umbruch ist tiefgreifend, konsequent und erfordert viel Geduld.
Bevorstehende und fliessende Umbrüche
Auch bei den Los Angeles Kings deutet sich eine allmähliche Wachablösung an. Zwar sind mit Anze Kopitar (37) und Drew Doughty (35) noch zwei prägende Gesichter der goldenen Generation im Kader – doch ihre Rollen haben sich verändert: Sie agieren heute mehr als Führungspersönlichkeiten im Hintergrund, während auf dem Eis Kevin Fiala, Adrien Kempe und eben neue junge Spielerpersönlichkeiten wie Quinton Byfield vorangehen. Besonders Byfield, der in seiner dritten NHL-Saison zunehmend Verantwortung übernimmt, zeigte diese Saison Reife und physische Präsenz. Auch Brandt Clarke, der dynamische Verteidiger, hat sich als Eckpfeiler des zukünftigen Powerplays empfohlen. Die Kings befinden sich jedoch eher in einem fliessenden Übergang zu einem geplanten Generationenwechsel mit klarer Perspektive. Eine Optimierung einer Balance aus erfahrenen Routiniers und jungen Leistungsträgern wird angestrebt.
Noch etwas Spezieller sieht es aus mit dem noch nicht vollzogenen Umbruch bei den Pittsburgh Penguins. Denn nach wie vor ist Sidney Crosby schlicht unersetzbar - in allen Belangen. Als Leader, als Vorbild und als Spieler. Die Ära Crosby – Malkin – Letang dauert zwar an, doch sportlich wird sie zunehmend von der Realität überholt. Auch bei Sidney Crosby, der jedoch weiterhin konstante Leistungen auf hohem Niveau zeigt. Doch rund um ihn fehlt die nächste Generation, die nachhaltig Verantwortung übernimmt. Zwar machten junge Spieler wie Connor Dewar oder Valtteri Puustinen punktuell auf sich aufmerksam, doch sie konnten den Altstars nicht spürbar den Staffelstab abnehmen. Auch Samuel Poulin konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen. Der erfolglose Kampf um die Playoff-Quali 2025 war entsprechend sinnbildlich.
Generationen spielen gegeneinander
Aber auch ein anderer interessanter Vergleich der Generationen drängt sich auf: Im Playoff-Duell gegen die Washington Capitals kam es zu einem Generationenduell zweier Russen: Alex Ovechkin (156 Playoff-Spiele, 146 Punkte) gegen Ivan Demidov (fünf Playoff-Einsätze, zwei Assists). Demidov wurde übrigens der erste Playoff-Rookie in der Geschichte der Canadiens, der ein Multi-Point-Spiel in den Playoffs erzielte.
Unterschiedlicher können beide auch bezüglich Spielstil nicht sein: „Ovi“ ist explosiv, physisch, mit harten Checks unterwegs und mit einem der besten One-Timer der NHL-Geschichte. Demidov dagegen wirkt eleganter, technischer, fast tänzerisch. Sein Spiel lebt weniger von Wucht, sondern von Spielintelligenz, Antizipation und Täuschung. Viele vergleichen in eher mit seinem Landsmann Alex Kovalev – einst auch bei den „Habs“.