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NHL Observer

Die TV-Quoten waren in der Finalserie 2024 besser als 2023. Das verwundert nicht und hat einige nachvollziehbare Gründe. Aber nach wie vor träumen die TV-Sender von einem Finalduell zwischen zwei grossen NHL-Traditionsmärkten. Am liebsten wäre den meisten eine Finalserie zwischen einem grossen kanadischen Eishockey-Standort (Toronto Maple Leafs, Montréal Canadiens, Vancouver Canucks) und einem aus den USA. 

Stolz verkündeten die NHL und ihre TV-Partner eine Steigerung der TV-Ratings während den Stanley-Cup-Finalspielen: In Spiel Eins seien die Quoten um 43 Prozent im Vergleich zur letzten Saison gestiegen. In Spiel 2 im nationalen US-TV-Markt sogar um 61 Prozent. Die ersten beiden Finalspiele erreichten insgesamt 7,1 Millionen Zuschauer in den USA und Kanada zusammen. Was sich nach einem grossen Erfolg anhört, muss jedoch relativiert werden: 2023 war die Finalpaarung nämlich ein Horrorszenario aus vermarktungstechnischer Sicht für die TV-Partner der NHL: Mit dem „Süd-Gipfel“ zwischen den Vegas Golden Knights und den Florida Panthers verlor man viele Fans ausserhalb der Golden Knights- und Panthers-Communities. Das Interesse für die Finalspiele beschränkte sich auf die Kernzielgruppe der NHL-Fans (immerhin noch viele in Kanada, aber auch da abnehmend) und die eh schon limitierten regionalen Fangemeinschaften in Las Vegas und Südflorida. Insgesamt gesehen waren die TV-Quoten vergleichbar mit jenen aus den 2010er- und 2020er-Jahren. Immerhin hat man im NHL-Mikrokosmos Südfloridas eine Steigerung der Quoten erreicht im Vergleich zur Finalteilnahme im Vorjahr. Ein kleiner Achtungserfolg in einem Markt, wo Eishockey trotz der Erfolge der Panthers in den letzten Jahren nach wie vor ein Schattendasein fristet.

Ein Glück, dass wenigstens die Oilers dabei sind

Die Teilnahme der Edmonton Oilers hatte insbesondere in Kanada eine Auswirkung auf die Quoten. Die Medien überschlugen sich mit ihren Kampagnen nach dem Motto „Team up for the Cup“, wonach alle kanadischen Eishockeyfans ihre Rivalitäten über Bord werfen  und jeweils das kanadische Team supporten sollten. Das hat dafür gesorgt, dass die Quoten etwas stiegen. Dennoch sind nicht alle Hockeyfans in Kanada so uneingeschränkt wie erwartet diesem Motto gefolgt. Es gab auch dieses Jahr in manchen Regionen kein so hohes Interesse an den Finalspielen. Die Oilers haben in Kanada nicht annähernd eine vergleichbare Fangemeinde wie beispielsweise ihre kanadischen Rivalen Toronto Maple Leafs und Montréal Canadiens oder mit Abstrichen die Vancouver Canucks. 

Der Traum der TV-Sender von der idealen Finalpaarung

Besonders interessant sind die TV-Quoten, wenn es endlich mal wieder eine Finalpaarung gibt zwischen zwei Teams aus zwei traditionellen NHL-Märkten mit starken regionalen TV-Sendern wie Toronto, Montréal, New York City (Rangers), Minnesota, Boston, Chicago, Philadelphia oder Los Angeles (Kings). So hoffte man in der Medienbranche und speziell bei den NHL-TV-Partnern nicht uneigennützig auf einen Final Edmonton gegen die New York Rangers (siehe Blog vom 29.05.2024). 

Edmonton ist für US-Amerikaner nicht von Interesse 

Dennoch weckte die Finalpaarung der grossen Gegensätze (geografisch wie auch in sonstigen Aspekten) ein gewisses Interesse. Ein Wermutstropfen allerdings ist, dass für viele junge Eishockeyinteressierte in den USA, welche die glorreichen Zeiten der Oilers in den 80er- und 90er-Jahren nicht miterlebten, die Region Edmonton sozusagen „out of nowhere“ ist und keinerlei emotionale Bindung besteht. Nicht einmal die herausragenden Spieler des Teams vermögen dies auszugleichen, weil diese in den USA ausserhalb der Eishockey-Community nicht einmal bekannt sind. Erinnerungen an den grossen Trade von Wayne Gretzky von Edmonton zu den L.A. Kings 1988 werden wach. Erst als dieser in L.A. und später bei den New York Rangers spielte, wurde er bei einem breiten US-Publikum wirklich zu einer Ikone.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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