Wenn Marketing-Fachleute von einer Customer Journey sprechen, ist das Kundenerlebnis gemeint, welches positiv in Erinnerung bleibt und zudem auch mit einem Kauferlebnis verbunden ist. Im Sportstadion ist ein immer wiederkehrendes und positives Kundenerlebnis die Basis für eine Identifikation mit dem Club und schliesslich auch ein Argument, um Dauerstammgast zu werden.
Die Fans der Rockets de Laval sind stolz auf ihre Franchise und ausserordentlich begeisterungsfähig. Das Motto „Laval, c'est notre maison“ (frei übersetzt: Laval, das ist unsere Identität) wird gelebt. Und dies mit einer inbrünstigen Intensität. Nicht nur der Club, die Community und die Einwohner tun dies, sondern auch die Spieler. Denn in Laval – und das ist eine der rühmlichen Ausnahmen im Profisport – ist es nicht egal, woher die Publikumslieblinge stammen. Es sind dies seit Jahren die „Québecois“ und weitere Franko-Kanadier oder Franko-Ontarier. Aber auch Spieler, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, geben sich für ihre Integration in die frankophone Community alle Mühe und ernten so viel Sympathie (zum Beispiel Owen Beck, Jared Davidson oder Florian Xhekaj, der Bruder von Montréal-Canadiens-Tough-Guy Arber Xhekaj).
Mit der Métro von der AHL in die NHL
Die Sache mit der Identifikation gehört zu einer der Hauptstrategien in der Markenbildung der Rockets. Denn Laval - die drittgrösste Stadt der Provinz Québec - liegt nur rund 40 Minuten per Auto (ohne Stau) oder 45 Minuten per Métro von Montreal (Direktverbindung von der Station gleich beim Place Bell zur Métrostation beim Centre Bell) entfernt. Mit einer modernen Arena und vielen Vorzügen aufgrund der geografischen und kulturellen Nähe sowie mit dem schönen, neu entwickelten Quartier Montmorency ist es der „perfect fit“ zu den „Habs“. Auch die Spieler sind nicht unglücklich, dass ein allfälliger Recall zum NHL-Club eigentlich ein Katzensprung ist und auch das Familienleben nicht durcheinanderbringt. Diesen Umstand würdigen auch jene Schwellenspieler, die regelmässig von der NHL in die AHL und zurück müssen. Speziell für Spieler mit Familie, wie beispielsweise Alex Barré-Boulet, war dieser Aspekt ein Hauptargument für die Clubwahl. Die Laval Rockets haben also die Zauberformel für einen AHL-Standort gefunden.
Innovative und effiziente Marketingmassnahmen
Die Identifikation der Lavalois mit den „Rockets“ (in Anlehnung an den legendären Maurice „The Rocket“ Richard) ist also gelungen. Viel Sympathie erhalten sie auch von der Community der Montréal Canadiens. Man sieht viele „Habs“-Jerseys im meist mit bis 10'000 Zuschauenden voll besetzten Stadion, aber es dominiert das „Bleu-Blanc-Rouge“ beider Clubs. Auch haben die Rockets de Laval ein ähnliches Design wie jenes der Canadiens übernommen, aber dennoch ein eigenes Corporate Design und eine eigene Corporate Identity etabliert. Für die Fans gibt es viele zusätzliche Anreizsysteme. So beispielsweise erhalten alle Dauerkartenbesitzer:Innen gratis eine hochwertige Team-Jacke im College-Stil überreicht. Diese ist unverkäuflich und explizit nur für jene mit Dauerkarte reserviert. Tausende tragen das Teil zu jedem Heimspiel und untermauern so ihr Commitment. Eine andere Eigenart in Laval ist, dass nur im Place Bell die Ansagen ausschliesslich auf französisch gemacht werden. „Es gibt wenige Standorte, die eine so starke Identität mit ihrem AHL-Team aufgebaut haben wie das bei uns ist. In Hershey zum Beispiel, oder einigen wenigen anderen Orten, ist das auch so. Aber man muss schon sagen, dass wir die Leute hier mit dem Gesamtprodukt absolut abholen und zufrieden stellen“, bestätigt Frédérique Collerette, zuständig für das Kommunikationsteam der Rocket de Laval.
Auch auf dem Eis ist Showtime angesagt. Attraktiv und dynamisch war die Spielweise der Rockets schon immer. Aber nicht jede Saison so erfolgreich wie jetzt. In der aktuellen Spielzeit gehören sie zu den Spitzenteams der AHL.