Die Behauptung ist zwar gewagt, aber realistisch: Der Trade vom August 2024, bei welchem die Columbus Blue Jackets im Austausch für den finnischen Scharfschützen einen Zweitrunden-Draft-Pick (2026) und Verteidiger Jordan Harris erhielten, könnte sich am Ende mittel- bis langfristig als Steal zu Gunsten Montreals herausstellen. Zumal die Canadiens im U24-Experten-Power-Ranking als Team der Zukunft gewertet wird und der Verlust von Harris und einem Zweitrunden-Draftpick nicht ins Gewicht fällt.
Vom Problemfall zum Glücksgriff?
Wir haben an dieser Stelle bereits darüber berichtet https://"swisshockeynews.ch"/de/shb/blogs/nhl-observer/transfercoup-oder-risikotransfer : Mit Patrik Laine wurde kein einfacher Kandidat in den Hexenkessel von Montréal gelockt. Und er ist auch teuer: Laine hat noch zwei Saisons in seinem Vierjahresvertrag über 34,8 Millionen Dollar (durchschnittlicher Jahreswert 8,7 Millionen Dollar), den er am 22. Juli 2022 mit Columbus unterzeichnet hatte. Nach zwei sehr durchwachsenen und von Verletzungen und mentalen Herausforderungen geplagten Saisons bat der 26-Jährige bei den Blue Jackets um einen Trade. In den letzten beiden Saisons hat Laine also die Erwartungen gar nicht erfüllt. Er erzielte in der letzten Saison in 18 Spielen neun Punkte (sechs Tore, drei Assists) und absolvierte sein letztes Spiel für die Blue Jackets am 14. Dezember wegen eines Schlüsselbeinbruchs. Zudem begann er am 28. Januar mit der Behandlung durch das NHL/NHLPA Player Assistance Program. Am 26. Juli wurde er aus dem Programm entlassen.
Der Paradiesvogel hat dazu gelernt
Und jetzt? Die Fans und Fachleute in Montreal sind voll des Lobes für den vermeintlichen Problemfall. Nicht nur, dass er Tore produziert - vor allen Dingen im Powerplay aus der Halbdistanz mit seinen Direktabnahmen - er ist auch selbstkritisch und hält den Puck flach bezüglich den (hohen) Erwartungen an ihn. Der Paradiesvogel (kleidet sich auch dementsprechend) hat also dazu gelernt - und die Fans lieben ihn bereits. So auch die Mitspieler. Laine verändert aktuell etwas in der Teamhierarchie – und zwar zum Positiven. So ist das Überzahlspiel der „Habs“ nun viel unberechenbarer, weil mit Cole Caufield und Patrik Laine gleich zwei der besten Onetimer-Spezialisten der Liga die Powerplay-Effizienz erhöhen. Ausserdem konnte der Finne dazu beitragen, dass das Sorgenkind der Canadiens – Kirby Dach – wieder an seine Normalform anknüpft und somit die Problemzone zweites Offensivtrio nunmehr keines mehr ist (Dach spielt nun in einer Sturmlinie mit Laine und Alex Newhook). Zumindest zum aktuellen Zeitpunkt im Januar 2025 macht diese 2. Sturmlinie endlich wieder Tore. Dies entlastet vor allem das Offensivtrio um Nick Suzuki, Cole Caufield und Juraj Slafkovský. Das ist wichtig für das sogenannte Secondary Scoring. Dieses wurde bisher vor allem auch durch das vielleicht derzeit produktivste Viertlinien-Trio der Liga gesichert (Center Jake Evans mit Joel Armia und Emil Heinemann) und zu Teilen auch von der Drittlinien-Formation mit Gallagher, Dvorak und Anderson. Fazit: Kurz- aber vor allem auch mittelfristig wird sich Laines Verpflichtung also auszahlen.
Wirkung auf Teamchemie und -dynamik und gesunder Konkurrenzkampf
In diesem Sinne ist Patrik Laine nicht nur ein Game Changer aufgrund seiner Torgefährlichkeit und Powerplay-Effizienz, sondern konnte in der Team-Dynamik einiges verändern. Dies bestätigen auch seine Mitspieler und der Chefcoach Martin St. Louis. "Jedes Mal, wenn er auf dem Eis ist, speziell im Powerplay, merkt man, wie die Gegner nervös werden", sagte Josh Anderson. Und weiter: "Nicht nur im Powerplay ist er einfach sehr geschickt – er kann durch seine Postur und seine Reichweite auch Platz schaffen für Mitspieler.“ Laine ist zudem ein Rechtshänder. Seine Schusstechnik erlaubt es ihm, dass die Goalies sich oft nicht schnell genug lateral bewegen und in Position bringen können. Cheftrainer Martin St. Louis: "Er wurde gerade zum richtigen Zeitpunkt fit, war sofort integriert und konnte uns gleich helfen.“ Dass die „Habs“ nunmehr als Playoff-Kandidat gelten, hat zwar nicht nur mit Patrik Laines Effizienz zu tun, aber er ist zweifellos auch einer der Gründe dafür.